Generischer dreistufiger Lösungsprozess
Der generische, dreistufige Lösungsprozess könnte den Anschein erwecken, als ließe sich die Lösungsfindung linear strukturieren – was jedoch nicht zutrifft. Vielmehr ist in der Praxis ein iterativer Ansatz erforderlich, da die Problemaufbereitung oft neue Erkenntnisse liefert, die die anfängliche Problemerkennung in ein anderes Licht rücken und eine vertiefte, neu ausgerichtete Identifizierung notwendig machen. Ebenso können entwickelte Lösungsoptionen bei genauerer Betrachtung Fragen aufwerfen, die eine erneute, alternative Aufbereitung von Problem und Lösung sinnvoll erscheinen lassen.


Iterativer Prozess der Problemlösung
In diesem Zusammenhang ist es berechtigt, die Frage zu stellen, warum Unternehmen eine systematische Lösungsfindung verfolgen sollten, anstatt sich ausschließlich auf Bauchentscheidungen zu verlassen. Es gibt zahlreiche Argumente für einen strukturierten Entscheidungsprozess – selbst bei kleineren Mängeln oder Herausforderungen. So wird beispielsweise die Komplexität eines Problems häufig initial unterschätzt, während Risiken falsch oder gar nicht berücksichtigt werden. Zudem sind die Grundlagen und Rahmenbedingungen etablierter Geschäftsprozesse den langjährigen Entscheidungsträgern oftmals nicht hinreichend bekannt, sodass Ausgangssituationen diffus bleiben. Eine systematische Herangehensweise sorgt zwar nicht zwangsläufig für eine höhere Motivation unqualifizierter Teammitglieder, kann jedoch sicherstellen, dass etwaige Kollateralschäden minimal bleiben. Folglich sollte der kognitive, rationale Entscheidungsfindung gegenüber der eingeschränkten Rationalität einer reinen Bauchlösung der Vorzug gegeben werden – wenngleich intuitive Entscheidungen, insbesondere von äußerst begabten Entscheidungsträgern, durchaus zu praktikablen und erfolgversprechenden Lösungen führen können.
Ein iterativer Problemlösungsprozess zeichnet sich dadurch aus, dass er kontinuierlich auf Feedback und neue Erkenntnisse reagiert. Statt sich auf einen einmal festgelegten Lösungsweg zu verlassen, werden in regelmäßigen Abständen alle Schritte – von der Problemidentifikation über die Analyse bis zur Umsetzung – überprüft und angepasst. Durch diese ständige Rückkopplung entsteht ein dynamischer Kreislauf, in dem fehlerhafte Annahmen frühzeitig erkannt und korrigiert werden können. Dies ermöglicht es, auf sich verändernde Rahmenbedingungen flexibel zu reagieren und innovative Lösungsansätze zu entwickeln, die den komplexen Herausforderungen moderner Unternehmensstrukturen gerecht werden.
Das pyramidale System
Das pyramidale Prinzip ist ein Kommunikations- und Entwicklungskonzept, das von der ehemaligen McKinsey-Beraterin Barbara Minto entwickelt wurde. Es findet in nahezu allen Formen der Darstellung Anwendung – von Geschäftspräsentationen bis hin zu Wissenschaftlichenarbeiten. Im Kern startet eine nach diesem Prinzip strukturierte Argumentation stets mit einer zentralen Aussage, die sukzessive durch detaillierte Informationen gestützt wird. Im Gegensatz dazu befindet sich die zentrale Aussage im klassischen wissenschaftlichen Trichtermodell am Ende der Argumentationskette, was dessen Eignung insbesondere für detaillierte Ursachenanalysen in weniger formalen Kontexten einschränkt. Während sich das Trichtermodell primär auf den Prozess konzentriert, rückt das pyramidale Prinzip das Endergebnis in den Vordergrund und eignet sich daher besonders, wenn die Resultate einer Untersuchung im Mittelpunkt stehen sollen.
Das pyramidale System orientiert sich weitgehend an der natürlichen Denkweise des Gehirns, indem es zunächst lose gesammelte Daten und Informationen systematisch in einen relevanten Kontext einordnet. Durch die unmittelbare Fokussierung auf die zentrale These – also die Hauptfragestellung der Forschung – können nachfolgende Informationen effizienter strukturiert und präsentiert werden. Eine weitere Strukturierung ergibt sich durch die Vorgabe, jeweils nur eine Fragestellung (bzw. Hypothese) aufzuwerfen und diese auch einzeln zu beantworten, statt mehrere Aspekte gleichzeitig zu behandeln.
Zudem basiert das pyramidale Lösungskonzept auf zwei grundlegenden Argumentationsprinzipien: Argumentationsgruppen und Argumentationsketten. Ein Argument stellt hierbei sowohl eine Veranschaulichung als auch ein Beweismittel dar, mit dem eine Aussage untermauert oder Dritte von einer Hypothese überzeugt werden sollen. Gewöhnlich besteht ein Argument aus einer Reihe von Aussagen, die auf einer oder mehreren Prämissen sowie einer Schlussfolgerung beruhen. Im Rahmen einer umfassenden Argumentation werden mehrere solcher Argumente verknüpft, um als Summe einen klaren Wahrheitsgehalt und Überzeugungskraft zu erzielen.

Quellen:
- Minto, Barbara: Das Prinzip der Pyramide : Ideen klar, verständlich und erfolgreich kommunizieren. München: Pearson Studium, 2005.
- Minonne, Clemente. Business-Analyse: Konzepte, Methoden und Instrumente zur Optimierung der Business-Architektur. Schäffer-Poeschel, 2016.
- Flitter, Helmut, Monika Niederhuber, and P. Bart. “Systematisches Vorgehen beim Problemlösen-Methoden und Techniken.” (2016).
- Euteneuer, Matthias, Arne Niederbacher, and Carsten Ritterskamp. “Agile Methoden und zyklische Produktentwicklung an der Schnittstelle zwischen Dienstleister und Kunden.” Innovationsfähigkeit in einer modernen Arbeitswelt: Personalentwicklung–Organisationsentwicklung–Kompetenzentwicklung. Frankfurt/Main: Campus Verlag. S (2007): 203-211.
- Helmold, Marc. “Problemlösungs-Tools im Qualitätsmanagement.” Qualität neu denken: Innovative, virtuelle und agile Ansätze entlang der Wertschöpfungskette. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, 2023. 395-402.