Die Digitalisierung ist längst nicht mehr Zukunft, sie ist Realität. Für mittelständische Unternehmen bedeutet das: Wer jetzt nicht handelt, riskiert, vom Markt abgehängt zu werden. Gleichzeitig zeigt die Praxis, dass Digitalisierung nicht von heute auf morgen passiert. Sie ist ein Prozess, der strategisches Denken, strukturiertes Vorgehen und konsequente Umsetzung verlangt.
Als Geschäftsführer sind Sie nicht nur Taktgeber, sondern auch Richtungsweiser. Aus zahlreichen Digitalisierungsprojekten habe ich ein 9-Schritte-Modell entwickelt, das mittelständischen Unternehmen eine klare, praxisnahe Orientierung gibt. Es vereint strategische Tiefe mit operativer Umsetzbarkeit, von der ersten Bestandsaufnahme bis zur langfristigen kulturellen Verankerung.
1. Ausgangsanalyse & Zielsetzung – Die Basis für jedes Vorhaben
Jede Reise beginnt mit dem Blick auf die Landkarte: Wo stehen wir eigentlich? Die Ausgangsanalyse umfasst eine ganzheitliche Betrachtung Ihres Unternehmens; technologisch, organisatorisch und kulturell.
- Technisch: Welche Systeme sind im Einsatz? Wo bestehen Medienbrüche? Wie gut ist Ihre Infrastruktur aufgestellt?
- Organisatorisch: Wie laufen Ihre Prozesse? Welche Arbeitsabläufe sind manuell, redundant oder ineffizient?
- Kulturell: Wie offen sind Ihre Mitarbeitenden für Veränderungen? Gibt es eine digitale Grundhaltung?
Die Zielsetzung schließt direkt an: Digitalisierung darf kein Selbstzweck sein. Stattdessen müssen Ihre Digitalisierungsziele aus Ihrer Unternehmensstrategie abgeleitet werden. Ob Effizienzsteigerung, verbesserte Kundenbindung oder neue Geschäftsmodelle; klare, messbare Ziele geben Ihrem Projekt Richtung und Relevanz.
Tipp: Erstellen Sie eine Digitalisierungslandkarte Ihres Unternehmens. Sie macht sichtbar, wo Handlungsbedarf besteht; und wo bereits Potenziale schlummern.
Mehr zur IST-Analyse finden Sie in diesen Beiträgen:
- https://eonar.de/von-der-ist-aufnahme-und-analyse-zum-soll-konzept-was-ist-eine-ist-analyse-kurz-erklaert
- https://eonar.de/von-der-ist-aufnahme-und-analyse-zum-soll-konzept-problemerkennung-und-aufbereitung
2. Entwicklung einer Digitalisierungsstrategie – Der Fahrplan zum Ziel
Ohne Strategie wird Digitalisierung schnell zum Blindflug. Eine fundierte Digitalisierungsstrategie schafft Orientierung: Sie definiert, welche Themen wann und wie adressiert werden, und mit welchen Ressourcen.
Dabei geht es nicht nur um Technologie, sondern vor allem um geschäftsrelevante Zusammenhänge:
- Welche Prozesse sollen digitalisiert werden?
- Welche Kundengruppen profitieren davon?
- Welche internen Kompetenzen müssen aufgebaut werden?
Die Strategie sollte modular, aber kohärent aufgebaut sein. So bleiben Sie flexibel in der Umsetzung, ohne das große Ganze aus den Augen zu verlieren. Ein guter Strategierahmen berücksichtigt dabei auch rechtliche, sicherheitstechnische und ethische Aspekte.
Tipp: Verankern Sie die Digitalstrategie in Ihrer Unternehmensstrategie! Nicht als Add-on, sondern als integralen Bestandteil.
Mehr zum SOLL und der Digitalisierungsstrategie finden Sie in diesen Beiträgen:
- https://eonar.de/von-der-ist-aufnahme-und-analyse-zum-soll-konzept-was-ist-das-soll-konzept
- https://eonar.de/die-uhr-tickt-warum-sich-kmu-jetzt-mit-digitalisierung-befassen-sollten
- https://eonar.de/von-der-ist-aufnahme-und-analyse-zum-soll-konzept-ein-leitfaden-fuer-erfolgreiche-digitalisierungsprojekte

3. Priorisierung & Projektauswahl – Fokussieren statt verzetteln
Mittelständische Unternehmen arbeiten oft mit begrenzten Ressourcen. Umso wichtiger ist es, klug zu priorisieren. Digitalisierung sollte dort ansetzen, wo der größte Nutzen für Ihr Unternehmen entsteht, sei es in der Effizienz Ihrer Prozesse, in der Erschließung neuer Märkte oder in der Qualität Ihrer Kundenbeziehungen.
Nutzen Sie eine Bewertungsmatrix, die z. B. folgende Faktoren berücksichtigt:
- Wirtschaftlicher Nutzen
- Umsetzungsaufwand
- Risiken
- Komplexität
- Reifegrad vorhandener Systeme
Besonders geeignet sind sogenannte Quick Wins, also Maßnahmen mit hohem Nutzen und geringem Aufwand. Sie erzeugen schnelle Erfolge und stärken das Vertrauen in die Transformation. Aber auch langfristige Leuchtturmprojekte sollten Platz finden, um strategische Perspektiven zu eröffnen.
Tipp: Integrieren Sie Fachabteilungen frühzeitig in die Auswahl, so sichern Sie Akzeptanz und Wissenstransfer.
Mehr zu Priorisierung und Effektivität & Effizienz finden Sie in diesen Beiträgen:
- https://eonar.de/von-der-ist-aufnahme-und-analyse-zum-soll-konzept-effektivitaet-und-effizienz
- https://eonar.de/digitalisierung-richtig-priorisieren-mehr-wirkung-bei-weniger-aufwand
4. Technologie & Infrastruktur – Fundament der digitalen Transformation
Technologie ist das Werkzeug der Digitalisierung, nicht das Ziel. Dennoch ist eine passende technische Infrastruktur unverzichtbar. Dazu gehören moderne ERP-, CRM- oder Dokumentenmanagementsysteme ebenso wie Cloud-Lösungen, mobile Geräte oder Automatisierungstools.
Achten Sie bei der Auswahl neuer Systeme auf:
- Skalierbarkeit: Wächst die Lösung mit Ihrem Unternehmen?
- Schnittstellenfähigkeit: Lässt sie sich gut integrieren?
- Sicherheit & Datenschutz: Sind gesetzliche Anforderungen erfüllt?
- Benutzerfreundlichkeit: Akzeptieren und verstehen Mitarbeitende die neue Technik?
Vermeiden Sie technologische Insellösungen. Ein ganzheitliches IT-Architekturkonzept hilft, langfristig konsistent und kosteneffizient zu bleiben.
Tipp: Prüfen Sie bestehende Systeme kritisch, häufig lassen sich auch ältere Lösungen durch gezielte Erweiterungen modernisieren.
Mehr zum IT-Systemen und Infrastruktur finden Sie in diesen Beiträgen:
5. Change-Management & Schulung – Menschen machen den Unterschied
Digitalisierung scheitert selten an der Technik, sondern an mangelnder Akzeptanz. Der Mensch steht im Mittelpunkt jeder Veränderung. Deshalb sind Change-Management und gezielte Schulungen zentrale Erfolgsfaktoren.
Ein gutes Veränderungsmanagement umfasst:
- Kommunikation: Klare, ehrliche und kontinuierliche Information über Ziele, Maßnahmen und Nutzen.
- Einbindung: Mitarbeitende frühzeitig einbeziehen, Feedback ermöglichen, Sorgen ernst nehmen.
- Befähigung: Schulungen und Trainings, die praxisnah und aufgabenspezifisch aufgebaut sind.
Ziel ist es, Ängste abzubauen und Neugier zu wecken. So entsteht eine Kultur, in der Mitarbeitende nicht nur mitgehen, sondern aktiv mitgestalten.
Tipp: Identifizieren Sie digitale Multiplikatoren im Unternehmen, sie können als Vorbilder und interne Coaches fungieren.
Mehr zu Change-Management und Bildung finden Sie in diesen Beiträgen:
- https://eonar.de/von-der-ist-aufnahme-und-analyse-zum-soll-konzept-ein-leitfaden-fuer-erfolgreiche-digitalisierungsprojekte
- https://eonar.de/digitale-kompetenzen-in-der-bildungslandschaft
6. Pilotprojekte & Umsetzung – Lernen im Kleinen, wirken im Großen
Bevor Sie großflächig implementieren, empfiehlt sich ein iteratives Vorgehen mit Pilotprojekten. Sie bieten Raum zum Testen, Lernen und Optimieren, ohne das ganze Unternehmen zu überfordern.
Gute Pilotprojekte sind:
- Überschaubar: Klare Ziele, begrenzter Umfang, definierte Kennzahlen
- Vertretbar: Auch bei Misserfolg entsteht kein großer Schaden
- Repräsentativ: Ergebnisse lassen sich auf andere Bereiche übertragen
Pilotphasen helfen auch, interne Skepsis abzubauen. Wenn erste Ergebnisse sichtbar sind, steigt die Bereitschaft zur Veränderung. Wichtig: Auch Pilotprojekte müssen strukturiert gesteuert und dokumentiert werden, inklusive Lessons Learned.
Tipp: Dokumentieren Sie Erfahrungen offen und transparent, Erfolge wie Fehlschläge sind wertvoller Lernstoff.
Mehr zu Pilotprojekten und Iterative Ansetzten finden Sie in diesen Beiträgen:
- https://eonar.de/iterative-evolutionsprozesse-statt-mammutprojekte
- https://eonar.de/use-case-einfuehrung-eines-cloud-basierten-crm-systems-bei-einem-mittelstaendischen-it-dienstleister
7. Skalierung & Innovationsförderung – Vom Projekt zum System
Nach erfolgreichen Pilotprojekten folgt die Skalierung. Jetzt gilt es, funktionierende Lösungen systematisch auf andere Bereiche zu übertragen, mit klaren Rollout-Plänen, Zeitachsen und Verantwortlichkeiten.
Gleichzeitig sollten Sie Strukturen etablieren, die Innovation dauerhaft ermöglichen. Dazu gehören:
- Agile Methoden wie Scrum oder Kanban
- Innovationsbudgets für Experimente
- Interdisziplinäre Projektteams
- Innovationsworkshops oder interne Hackathons
So wird Digitalisierung nicht nur zum Projekt, sondern zur Haltung im Unternehmen. Ihre Organisation entwickelt die Fähigkeit, sich laufend selbst weiterzuentwickeln.
Tipp: Skalierung braucht Ressourcen. Planen Sie ausreichend Kapazitäten für Support, Schulung und Weiterentwicklung ein.
8. Controlling & Verbesserung – Transparenz schafft Vertrauen
Ohne Kontrolle keine Steuerung. Ein belastbares Controlling sichert Ihre Digitalisierung langfristig ab. Es macht Erfolge messbar, identifiziert Schwachstellen und liefert die Grundlage für Verbesserungen.
Dabei helfen digitale Dashboards, KPIs und regelmäßige Reviews. Wichtige Kennzahlen können sein:
- Zeit- und Kostenersparnisse
- Nutzerakzeptanz (z. B. Systemnutzung, Zufriedenheit)
- Prozessdurchlaufzeiten
- Fehlerquoten
Doch Controlling ist mehr als Zahlenschubsen: Es ist die Grundlage für ein lernendes System. Nur wenn Sie regelmäßig reflektieren und anpassen, holen Sie das volle Potenzial aus Ihren Maßnahmen heraus.
Tipp: Etablieren Sie ein zentrales Digital-Reporting, als Instrument zur Steuerung und als Kommunikationsmittel gegenüber Mitarbeitenden, Gesellschaftern und Kunden.
9. Zukunftsorientierung & kultureller Wandel – Digitalisierung als Daueraufgabe
Die Digitalisierung endet nicht mit dem letzten Rollout, sie beginnt dann erst richtig. Unternehmen, die sich dauerhaft im digitalen Wandel behaupten wollen, brauchen eine zukunftsorientierte Kultur:
- Offenheit für Neues: Fehler als Lernchancen sehen, Veränderungen als Normalität akzeptieren.
- Lernbereitschaft: Weiterbildungen fördern, Wissensaustausch ermöglichen.
- Verantwortungsübernahme: Mitarbeitende sollen Digitalisierung mitgestalten, nicht nur konsumieren.
Digitale Transformation ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Und sie ist kein IT-Projekt, sondern eine Führungsaufgabe. Wenn Sie den kulturellen Wandel aktiv gestalten, machen Sie Ihr Unternehmen widerstandsfähig, innovativ, und zukunftssicher.
Tipp: Entwickeln Sie ein Leitbild für digitale Zusammenarbeit, es gibt Orientierung und macht Kultur sichtbar.
Mehr zum aktuellen kulturellen Wandel und die Auswirkungen auf den Mittelstand finden Sie in diesen Beiträgen:
Fazit: Digitalisierung beginnt im Kopf – und gelingt durch Struktur
Der Weg zur Digitalisierung ist anspruchsvoll, aber machbar. Mit einem klaren 9-Schritte-Modell erhalten mittelständische Unternehmen einen praktikablen Rahmen, der sowohl strategisch als auch operativ Orientierung bietet.
Wichtig ist: Starten Sie. Beginnen Sie mit dem ersten Schritt, und bleiben Sie konsequent. Digitalisierung ist kein Projekt mit Anfang und Ende, sondern ein Prozess, der Ihr Unternehmen schrittweise leistungsfähiger, flexibler und zukunftsfähiger macht.
Sie möchten wissen, wo Sie stehen, und wie Sie starten können? Sprechen Sie uns gerne an. Wir begleite Sie auf dem Weg zur erfolgreichen digitalen Transformation.